Reiner Kunze (Schriftsteller): "Ich bin ganz sprachlos, wie viele Einzelheiten Sie noch wissen. ... die Detaildichte (wer bei wem wo was) ist erstaunlich. Solcher Tatsachen-Kompendien kann es nicht genug geben." (1.11.2009)
Karl Corino (Literaturkritiker): „... was auf S.328 steht, unterschreibe ich auch heute noch. Ich habe unter den Folgen der Hermelin-Affäre (1996) noch heute zu leiden ... Reiner Kunze wurde mehrfach Zeuge, wie ich in Akademien, Juries etc. in absentia gemobbt wurde, weil ich es wagte, Herrn H. als Hochstabler und Fälscher zu entlarven. Die Verlautbarungen der ... etc. zeigen, dass zumindest in manchen Bereichen die Wende gründlich schief gegangen ist.“ 6.3.2010)
Moritz Eggert (Komponist): "... Dein Buch hatte ich bei fast allen Reisen dabei und habe es an allen möglichen Orten gelesen, zum Beispiel in der Immigrationschlange am Washingtoner Flughafen (die Sicherheitsvorkehrungen in den USA sind inzwischen dergestalt, dass ein Grenzübertritt zu DDR-Zeiten im Vergleich ein Kinderspiel war). Als mich einer der Security-Leute durchsuchte (und zwar auch an Stellen, an denen man nicht durchsucht werden möchte) fand er Dein Buch und fragte mich "What's this?" und es war sehr lustig, es ihm zu erklären. Wie auch immer: Ich habe es mit großem Interesse gelesen, und Du hast wirklich vorbildlich Hintergründe und Schrecken der DDR für freie Denker wie Dich beschrieben, dabei aber auch immer wieder das Ganze in größere philosophische Zusammenhänge gebracht. Für die Buchtipps der NMZ kam Dein Buch ein bisschen zu spät, ich werde es aber doch der Redaktion noch einmal anempfehlen und vor allem heute in meinem Blog darüber schreiben, was Du unter http://blogs.nmz.de/badblog/2010/12/19/die-wende-ging-schief-ein-buch-von-h-johannes-wallmann/ ab jetzt finden kannst. Ich hoffe hiermit einen kleinen Beitrag zur Verbreitung Deines schönen Buches leisten zu können! ... " (20.12.2010)
Prof.Dr. Ekkehart Krippendorff: Lieber Herr Wallmann - kurz kennen gelernt haben wir uns im Herbst bei der kleinen Kadmos-Party; und dort nahm ich mir Ihr autobiographisches Buch mit. Dann lag es ungelesen bei vielen anderen Büchern - bis vor 10 Tagen, als ich endlich danach griff - und es nicht wieder aus der Hand legte. Es hat mich sehr bewegt und beeindruckt - diese Ressentiments-Losigkeit und Nicht-Verbitterung, wozu Sie nach all der schikanösen DDR- und dann in abgemilderter Form der West-Behandlung jedes Recht gehabt hätten, was Sie über Ihre Musik schreiben, die Hartnäckigkeit, mit der Sie trotz fehlender Resonanz am dicken Brett weiter gebohrt haben und weiter bohren - das alles macht aus diesem Buch ein eindrucksvolles zeitgeschichtliches und persönliches Dokument ... Sie haben Zeugnis abgelegt, und das wird bleiben. Ohne das jetzt im Einzelnen zu begründen, wollte ich Ihnen das als reich beschenkter Leser mitteilen. Wenn Ihre Musik mal wieder in Berlin zu hören sein wird, wäre ich für eine Benachrichtigung dankbar. Mit herzlichen Grüssen auch an Ihre Frau, die ich bei Gelegenheit der Lektüre auch ein bisschen kennen gelernt habe, Ihr Ekkehart Krippendorff (22.02.2011)
Moritz Eggert (Komponist): "Ich erinnere mich genau wie ich vor vielen Jahren mit Reinhard Schulz (Gott habe ihn selig) in Weimar beim via-nova-Festival bei einer Diskussion über DDR-Musik mitwirkte, und es doch eklatant wurde, wie wenig wir beide über das Musiksystem der ehemaligen DDR wussten, und wie viel zu wenig auch über die dort agierenden Komponisten und deren Probleme. Dieser Missstand – nämlich dass der Westen doch im Verhältnis weniger über den Osten weis als umgekehrt, ist sicherlich weiterhin vorhanden – wie mache Kommentare und Empfindlichkeiten in diesem Blog aus jüngster Zeit belegen. “Der Ostkomponist – das unbekannte Wesen”, könnte man also sagen, wenn es nicht Menschen wie den Kollegen Johannes Wallmann gäbe, die unermüdlich versuchen, diese Zeit zu dokumentieren und das gängige Bild zu differenzieren. Dabei ist Wallmann ganz sicher kein Ostalgiker – tatsächlich wendet er sich ganz bewusst gegen Tendenzen dieser Art, war er selber doch jemand, der in der DDR immer wieder auf Probleme mit der Obrigkeit stiess, wenn er die Musik machte, die ihn interessierte. Diese Reibung führte schliesslich dazu, dass er mit seiner Familie einen Ausreiseantrag stellte, dem schliesslich nach jahrelangen Schikanen stattgegeben wurde – ironischerweise kurz vor der Wende und dem Zusammenbruch des DDR-Systems. Im Folgenden musste er erleben, wie manche Mitläufer von früher ihre Karriere ungehindert im Westen fortsetzten, und er selber wiederum einerseits völlig neue Möglichkeiten für die Verwirklichung eigener Projekte bekam (als Bekanntestes ist sicherlich sein Glockenrequiem fr Dresden zu nennen, das medial hohe überregionale Aufmerksamkeit erfuhr), andererseits aber auch immer wieder an neue Grenzen stiess, nämlich die der Modalitäten des “freien” kapitalistischen Musiksystems mit seinen schwer zu durchschauenden Netz aus Verbindlichkeiten und Unverbindlichkeiten, das wir alle so gut kennen. Nun hat Wallmann hierüber ein Buch geschrieben: “Die Wende ging schief”, eine Art Mischung aus Autobiographie, Tagebuch und auch philosophischer Spielwiese, in der der Autor seine Erfahrungen fast minutiös und stets mit authentischen Dokumenten belegt schildert. In diesem Buch geht es viel um Wallmanns eigene Musik (was angesichts des autobiographischen Charakters verzeihlich ist), aber eben auch sehr viel um persönliche Erlebnisse mit dem DDR-System, die fr jeden Komponisten hochinteressant zu lesen sind. Bizarr zum Beispiel der Moment, in dem sein eigener Kompositionslehrer (der Wallmann stets förderte und schätzte) ihn nach außen hin heruntermachen muss, um seine eigene Position zu schützen, ihm dann aber letztlich “unter der Hand” wiederum hilft, mit persönlichem Risiko. Diese Schizophrenie gehrte zum DDR-Künstleralltag wie der Trabi zum Straßenbild. Auch Wallmanns Zeit als Fagottist in verschiedenen Orchestern der DDR ist hochspannend zu lesen, einfach um zu verstehen wie sich der Alltag eines DDR-Orchestermusikers gestaltete. Angenehm bei diesem Buch ist, dass Wallmann zwar die Dinge beim Namen nennt und nicht beschönigt, andererseits aber auch stets sein Idealismus zu spüren ist, seine Emphase fr Musik als eine Kunst, die auch eine Verantwortung zur Wahrheit in sich trägt. Dieses Buch ist daher sehr zu empfehlen – vermag es doch manche Wessi-Bildungslücke über diese Zeit zu schliessen, gerade dadurch weil es ein persönlicher Erlebnisbericht, keine Abhandlung ist.
(20.12.2010)
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